Hallo zusammen.
Letzte Woche habe ich (als Hobbyschrauber) ein Phänomen erlebt, welches mir so noch nicht untergekommen ist und welches ich hier mal dokumentieren möchte damit es eventuell irgendwann jemand anderem hilft.
Weil mein M103 an der üblichen Stelle, rechte Seite, hinten am Zylinderkopf erheblichen Ölverlust hatte, habe ich beschlossen die Zylinderkopfdichtung zu wechseln.
Bei 261000Km wäre ein einfacher Wechsel der Kopfdichtung jedoch nur eine halbe Sache, denn man kann, wenn man den Motor schon einmal auf hat, doch einige andere Baustellen direkt mit erledigen. So habe ich die Schaftdichtungen gewechselt und natürlich bei dieser Gelegenheit auch die Ventile gereinigt und frisch eingeschliffen. Eingeschliffene Ventile bewirken eine höhere Verdichtung und somit wird die Belastung der Pleuellager auch höher. Also habe ich vorsorglich die Lagerschalen der Pleuel ebenfalls gewechselt.
Weil das Abnehmen der Ölwanne zum Wechsel der Pleuelschalen bei eingebautem Motor ein fürchterliches Gefummel ist, habe ich den Motor direkt ausgebaut. Also Antriebsstrang lösen, Getriebe raus, Motor raus und komplett zerlegen... (Übrigens auch eine hervorragende Gelegenheit den Motorraum und den Getriebetunnel zu reinigen, zu entrosten und beizulackieren...)
Also, dem Motorausbau folgte das zerlegen, reinigen und lackieren und beschichten der Teile. Dann der Einbau der neuen und überarbeiteten Teile in umgekehrter Reihenfolge. Der Kopf machte mir zwischenzeitlich einen Kopf weil drei Ventilführungen gewandert waren. Da ich aber noch einen Ersatzmotor liegen habe, den ich nach der Revision der originalen Motors voraussichtlich und hoffentlich nicht mehr brauchen werde, habe ich dessen Zylinderkopf abgebaut, ihn Planen lassen und eingebaut.
Eine neue Steuerkette mitsamt neuen Führungen und neuem Kettenspanner habe ich ebenfalls verbaut. Da ich eine geschlossene Kette bestellt hatte, musste allein schon aus diesem Grund die Ölwanne runter. Die Antriebskette der Ölpumpe liegt nämlich vor der Steuerkette und muss deshalb vorher demontiert werden. Das geht aber nur bei abgebauter Ölwanne. Also, wer nur die Steuerkette tauschen will, der sollte eine Steuerkette mit Schloss kaufen, denn sonst folgt eine irrsinnige Schrauberei.
Nachdem der Motor also wieder in einem Stück vor mir lag habe ich ihn wieder eingebaut, alles fein angeschlossen, frisches Öl eingefüllt und mit zitternder Hand den Zündschlüssel gedreht. Und es passierte..... natürlich, nix! Der Motor orgelte, aber ein herzhaftes Platschen war das einzige Geräusch welches zu hören war.
Also nochmal alle Stecker kontrolliert, neu gesteckt und festgestellt, dass alles ok war. Motor startete nicht. Sprit kam, Zündfunke war da... Verdammt, das Ding muss doch laufen! Zündkerzen ausgebaut, gereinigt abgeblasen und wieder eingebaut. Kein Ton vom M103... Nächster Schritt war den Ventildeckel wieder zu demontieren und die Steuerzeiten nochmal zu kontrollieren. Alles ok... Motor läuft nicht.
Das ist dann der Moment in dem man ungläubig vor dem Kühlergrill sitzt und anschliessend nach der vierten Flasche Bier das Licht ausschaltet.
Am nächsten Tag kam ein Bekannter vorbei. Er beschäftigt sich hauptberuflich mit dem Tunen von VW und Porsche-Boxern.
Nach kurzer Demonstration des Maleurs sagt er "Nimm die Kerzen raus, mach neue rein, der ist nur abgesoffen". "Papperlapapp" denke ich und tausche die Kerzen gegen die gebrauchten Kerzen aus dem Ersatzmotor.
Tja, was soll ich sagen?!? Nächster Startversuch, es hörte sich zunächst an wie Artilleriefeuer, sprang der Sack tatsächlich an.
Was war passiert? DIe NGK Zündkerzen waren kaputt weil ich sie während des Einschleifens der Ventile nicht ausgebaut hatte. Ich hatte die Brennräume nach dem schleifen mit Bremsenreiniger auf Dichtheit geprüft. Was ich nicht wusste war, dass die NGK Kerzen, wenn sie einmal nass waren, kaputt sind.
Ich hänge noch ein paar Fotos der Aktion an.
Gruß,
Uwe