Kombiinstrument / Alternative zum Tacho 124 54 22 666 / Mopf 0

  • Hallo zusammen,
    ich habe die Suche bereits gequält, finde leider nicht die richtigen Antworten, oder ich gebe die falschen Suchbegriffe ein... :rolleyes:


    Mein 88er 300er Coupe hat den klassischen Kilometer/Tageskilometerausfall (Tachonadel funktioniert) , Reparaturanleitungen habe ich bereits studiert, kommen aber vorerst nicht in Frage.
    Jetzt habe ich viel über Alternativ Tachos gelesen, bei denen die Übersetzung passt aber mit einer anderen Teilenummer beschriftet sind. Leider steige ich da nicht durch, welche Alternative in Frage kommt.
    Kann mir da jemand helfen?


    Grüße aus Hannover :)

  • Hallo Stephan,


    Die FIN lautet: 1240501A791230, mit der Diff-Übersetzung kann ich jetzt leider nicht dienen.


    Ich bin zwar ein Freund von reinen Original Fahrzeugen aber die Schaltmarken sind nicht wirklich wichtig.


    Danke für die Mühe
    Grüße Gerald

  • Moin Original,


    schieß nicht mit Kanonen auf Spatzen. Sicherlich gibt's ne Goldrandlösung beim Hersteller, aber zur Entwarnung kann ich aus eigener Anschauung versichern, dass die VDO-Tachos so viel Mechanik beinhalten wie eine Tischuhr. Wirklich garstig ist der notwendige Ausbau des Kombi-Instruments, aber auch das ist machbar (und kostenneutral, wenn man es selbst macht).
    Zugrundeliegender Fehler ist ein typischer Fall von "einmal zu viel an der falschen Stelle gespart" und vermutlich bei allen mechanischen Tachos irgendwann an der Tagesordnung: die Welle mit den Kilometer-Zahlenringen ist aus ihren Lagern gedrückt worden durch die Schubkräfte ihres Schneckenantriebs, denen sie schutzlos ausgeliefert scheint; sie kippt dann charakteristischerweise an der rechten Seite weg und wird nicht mehr gedreht und der daran angekoppelte Etappenzähler ebenfalls nicht. Böse Zungen behaupten, dies sei die typische Manipulationsstelle zur Vermeidung höherer Tachostände - das halte ich für absolut realistisch :police:, denn diese Manipulation lässt sich äußerst spurenarm vornehmen* und revidieren - wenn man mal das Geächze mit dem KI-Ausbau außer Acht lässt...
    Kurzer Rede, langer Sinn: meine Empfehlung ist, den Tacho selbst auszubauen und die Mechanik wieder in Gang zu bringen.


    Tips vorweg: bei kalter Witterung sollte die linke Fahrer-Luftdusche (überm Lichtschalter) ausreichend mit warmer Luft versorgt worden sein, damit der Schlauch (siehe Punkt 0.4) durch die Wärme biegsamer ist. Auch den Kabeln hinterm Kombi-Instrument tut Wärme in diesem Fall gut, weswegen ich die Lüftung normalerweise bei diesem Manöver laufen lasse auf max Temp / Stufe 1. Schöner Nebeneffekt: Das Lenkrad, das für dieses Vorhaben ohnehin in Mittellage gebracht sein muss, kann beim Herausnehmen des KI problemlos bewegt werden.


    TOP 0 - Kombi-Instrument ausbauen
    0.1 Fußmatte rausnehmen
    0.2.1 metallenen Halteclip des Tachowellen-Gummischutzes abziehen
    0.2.2 Gummischutz nach unten ziehen, bis zur Gummimanschette Richtung Motorraum genügt
    0.3.1.1 Knauf Lichtschalter abziehen
    0.3.1.2 darunterliegende Mutter SW24 mit Nuss lösen - Vorsicht: die Nebelschlussleuchtenkontrollleuchte ist nun ungeschützt und garantierter Verlierer bei Vollkontakt mit einer 24er Nuss ;)
    0.3.1.3 linke Kunststoffauflage auf Lenksäulenverkleidung abheben**
    0.3.2 rechte Kunststoffauflage überm Schloss händisch seitlich abheben - wer hier hebelt, sieht fürderhin Hebelspuren :verwirrt:
    0.3.3.1 Haltemuttern der Lenksäulenverkleidung am Übergang vom oberen (interieurfarbenen) zum unteren (Plastik-)Teil lösen, meistens zwei: eine mittig, eine rechts bei der Luftdusche, SW variiert, meist SW8
    0.3.3.2 Befestigungsschraube im Motorhaubenverschluss-Auslösehebel lösen - PH3-Kreuzschlitz minimum - und Auslösehebel aus der Verkleidung von oben nach unten aushaken. Die Schraube kann (bequem, weil nicht mehr störend), muss aber nicht (bequem, weil zeitsparend) ganz herausgeschraubt werden
    0.3.3.3 obere Befestigungsschrauben der Lenksäulenverkleidung mit SW8 von innen nach außen lösen
    0.3.3.4.1 Lenksäulenverkleidung aus der linken Klemmhalterung lösen und etwas absenken
    0.3.3.4.2 Bowdenzug der Feststellbrems-Lösevorrichtung aus dem Griff aushaken
    0.3.3.5 Lenksäulenverkleidungs-Oberteil abnehmen
    0.3.4.1 Befestigung des Lenksäulenverkleidungs-Unterteils am Boden hinter den Pedalen lösen
    0.3.4.2 Lenksäulenverkleidungs-Unterteil abnehmen
    0.4.1 Luftzufuhr (schwarzer Plastik-Flexschlauch) für linke Fahrer-Luftdusche vom Adapter auf dem Luftmischkasten abziehen, mit vernehmlicher Kraft Richtung Luftdusche soweit stauchen, dass der Schlauch links von Lenksäule und Tachowelle "geparkt" werden kann
    0.4.2 Adapter vom Luftmischkasten abnehmen
    0.5 Den nun freigewordenen Raum nutzen, um sich bis zur geriffelten Überwurfmutter der Tachowelle vorzufühlen und diese Überwurfmutter von Hand lösen. Ggf. die Tachowelle mit der anderen Hand etwas hochschieben, um das Gewinde zu entlasten. Die Mutter muss vom Gewinde ganz getrennt sein, um das KI herausnehmen zu können.
    0.6.1 Vorbemerkung: Das KI sitzt eingeklemmt zwischen vier Gummipuffern, aus deren Fängen es sich nur schwer befreien lässt. Vorsicht ist natürlich die Mutter der Porzellankiste, dennoch hat sich eine Kombination aus Druck auf das KI-Gehäuse von Motorseite und der behutsame Gebrauch von Ziehhilfen** von Fahrerseite bestens bewährt. Also am einfachsten an der rechten Seite von Motorseite kräftig drücken, bis sich ein Haken am Spalt zur mittleren Luftdusche einführen lässt und etwas ziehen, bis der KI aus der Umklammerung der beiden rechten Gummipuffer gelöst ist. Dann das ganze links etc. etc., bis das KI sich herausschieben lässt.
    0.7.1 Prüfen, ob die Adern der Einzelfassungen (für die Kontrollleuchten rechts vom Tacho) durchnumeriert sind - die Nummern befinden sich bei der Stecköffnung auf der Platine. Ggf. Beschriftung ergänzen, um nicht das KI wegen vertauschter Leuchten wieder rauswuppen zu müssen nach Einbau.
    0.7.2 Alle Steckverbinder abziehen und alle Einzelfassungen herausziehen - das KI muss am Ende komplett abgesteckert und frei zu bewegen sein.
    0.8 Kombi-Instrument nach links, etwas übers Lenkrad geschoben, entnehmen.
    0.9 Juchu! Kaffee / Bier / Betablocker, je nach Bedarf.


    TOP 1 - Tachometer aus dem Kombi-Instrument ausbauen und für Reparatur vorbereiten
    Eine Schreibtischarbeit. Benötigt werden ein PH2-Kreuzschlitzschraubendreher und scharfe Schlitzschraubendreher verschiedener Dimensionen (Feinwerkzeug ist ein Kann, aber kein Muss). Das KI muss mit den Anzeigen nach unten abgelegt werden.
    1.1 Die über die Tachometereinheit verlaufende Doppellitze mit Lampenfassung abheben
    1.2.1 Befestigungsschraube des Beleuchtungsdimmers (porzellangefasstes Drehpoti) lösen
    1.2.2 Drehpoti abziehen, am besten nicht verstellen für leichten Wiedereinbau
    1.3 Befestigungsschrauben der Platinen neben der Tachometereinheit sowie der Tachometereinheit lösen (Kreuzschlitz) - alle drei Komponenten müssen gelöst werden, da sonst die Tachometereinheit nicht entnommen werden kann.
    1.4 Tachometereinheit herausheben und umdrehen - nicht auf der Tachoscheibe lagern!
    1.5 = 0.9
    1.6 Schlitzschrauben des Tachometergehäuses lösen und Kunststoffgehäuse abnehmen - Feinmechanik bewundern, zur Verdeutlichung der Funktionsweise mit einem Schraubenzieher die Nabe des Tachowellenanschlusses drehen


    TOP 2 - Kilometerzähler reparieren
    Hier kommt es auf deinen Fehler an, Fotos vom ausgebauten und geöffneten Tachometer würden ungemein helfen. Die Wiederherstellung des Schneckentriebs hilft so gut wie immer, um den Zähler wieder ans Laufen zu bringen. Dazu muss die metallene Welle, die die Zahlenringe des Lebenskilometerzählers und das Ritzel trägt, nur wieder an die richtige Position geschoben werden - meist genügt dazu sanfter Druck mit einer Schraubenzieherspitze. Pfifiger muss man werden, wenn das Verschieben dieser Welle dauerhaft verhindert werden soll - ich habe dazu die komplette Welle gezogen*** und die Welle derart aufgerauht, dass nix mehr rutscht nach dem Wiederauffädeln - das ist aber eher was für Frickler mit Muße.


    An diesem Punkt will ich natürlich nicht versäumen auf die Möglichkeit hinzuweisen, die sich beim ausgebauten KI bieten:
    # defekte Birnen wechseln (Hypochonder wechseln einfach alle prophylaktisch)
    # Beleuchtungspoti revidieren (Kontaktspray und feines Schleifpapier für ein fließend regelndes Poti)
    # Sicherung in der roten Schraubfassung tauschen (wofür auch immer die noch mal war - die kann man ruhig mal prophylaktisch wechseln)
    # Tachostand manipulieren - natürlich nicht!
    # KI-Platinen mit Kontaktspray pflegen
    # Schließzylinder tauschen
    # ...


    TOP 3 - Einbau des Tachometers ins KI
    = TOP 2 in reverse


    TOP 4 - Einbau des KI
    = TOP 1 in reverse


    Bonne chance!



    * und hat mich bereits zum Kauf eines abbruchreifen '88er 200TE mit angeblich 159.000 aufm Tacho verleitet :patsch:
    ** für besonders Gründliche: 0.3.1.3 Schläuche der Leuchtweitenregulierung durchnummerieren (Kreppband/Stift) und abziehen, Lampenfassung abziehen - kann man machen, muss man aber nicht. Spart eventuelle Folgereparaturen an der Unterdruck-"Verschlauchung" und ist für das Herausmanövrieren des KI nicht zwingend erforderlich. (Demontage Lenkrad dito!)
    0.6.1 Die Recherche der MB-Teilenummer erspare ich mir - ein passend gewählter und gebogener Draht tut es genau so gut und schont das Geldsäckel -, denn dieses Spezialwerkzeug ist wirklich das überflüssigste (nach "Orignal-MB"-Zitronensäure für die Kühlerreinigung)
    ***selbstredend habe ich mir einen total willkürlichen neuen Tachostand ausgedacht, als ich die Zahlenringe wieder aufgefädelt habe :wayne: Vermutlich immer noch 600tkm zu wenig...

  • Die Fehlerbehebung war dann doch einfacher als gedacht, nicht das rote Kunstoffrad (Beispielbild aus der Anleitung) sondern die Ganze Welle hat sich beim betätigen des Rückstellers aus ihrer Führung geschoben.


    Edit by Mod: Bild entfernt wg Urheberrechtsverstoß.



    Das Ganze ließ sich mit etwas Druck und Fingerspitzengefühl wieder in die richtige Position drücken. Zusammengebaut und Funktionstest IO
    (Alles ohne die Tachoscheibe / Nadel zu demontieren)


    Der Tageskilometerrücksteller wird vorerst nicht mehr bedient, nach 30 Jahren auch oke :hihi:

  • Original: Möge die Tachowelle mit dir gnädig sein! Allein wegen der langwierigen Aus- und Einbauerei hätte ich mich nicht nur auf "wieder in die richtige Position drücken" verlassen... Aber toi toi toi trotzdem ;)


    Danke Progger, diese Anleitung ist mir wohl durch die Lappen gegangen bei meiner Googelei.