Zentrierhülsen der Kardanwelle erneurn (300CE 1991)

  • Bericht über den Austausch der Zentrierhülsen an meiner Kardanwelle
    Zahlen, Daten, Fakten: 91er 300CE, 250.000km, ein Mann, zwei Bier, vier Stunden.


    Angeregt durch ein anderes Thema betreffend Brumm- und Dröhngeräusche im Antriebsstrang,
    habe ich kurzentschlossen meine Kardanwelle mit neuen Hülsen versehen.


    Mit zwei Faulenzern habe ich den ganzen Auspuffstrang aus den Gummis gehoben,
    am Verbinder zum Hosenrohr getrennt und in Eins abgebaut.
    Ohne diese Trennstelle ist ein Ausbau allein mit Hosenrohr aber auch kein besonderer Mehraufwand
    sofern man sich mit den Krümmerschrauben nicht groß rumärgern muß.
    01 Ab damit.jpg


    Wer die Welle auf dem Tisch hat sollte sich auch gleich mit dem Mittellager beschäftigen.
    Wenn der Gummisitz schwächelt oder eingerissen ist, schwingt die Welle ebenfalls.
    Oder das Lager selbst ist hinüber und läßt beim händischen Drehen ein Rrrrrr fühlen, oder gar Rupfen.
    Also weg damit. Wellenteile trennen - das erleichtert auch später die Hülsen-Nummer.
    Um die Wuchtung der Wellen - ob insgesamt oder das vorder- und Hinterteil separat für sich - gibt es widersprüchliche Angaben.
    Aber die Pinselstriche in einer definierten Lage der Welle sind ja wohl kein besonderer Aufwand.
    Darum die Welle markieren, damit sie beim Zusammenstecken mit ihrer Verzahnung wieder wie zuvor sitzt.


    Was sich beim Auseinanderziehen der Wellenteile wie eine Feder anfühlt, ist keine "Sicherung" die Euch vom Weiterziehen abhalten soll.
    Allein, es ist das Vakuum, was entsteht wenn der dichte Raum der Welle in die Länge gezogen wird.
    Ich halte es für unwahrscheinlich, daß eine Welle schon nach nur 150.000 in ihrem Schiebestück von der Klemmutter noch so festgehalten wird,
    daß sich da nichts schieben läßt. Ich habe auch schon einen 95.000er mit schlackrigem Schiebestück gefühlt.
    Wer möchte, kann sich mal unter seinen Wagen stellen/legen und die Welle im Handgelenk schnell hin- und herdrehen
    - es ist ein Geräusch zwischen "Ping und Beng"... aber nicht "Tacken", was aus dem Zahnspiel des Getriebes kommt.
    Gelegentlich hört man das "Ping-Beng" auch bei langsamen Lastwechseln im Rangierbetrieb und offenen Scheiben.
    Nicht gemeint ist während der Fahrt ein "Kronkorken-hinterherzieh-Klingeln" eines sich auflösenden Nadellagers im Kreuzgelenk.
    So, kleine Geräuschlehre vorbei jetzt.
    Beim Einbau wird das nochmal wichtig - denn wenn die Verzahnung im Schiebestück löse ist,
    bilden sich neben o.g.Geräuschen ebenfalls spürbare Unwuchten.


    Nun, Mittellager... ja nach Staubkappen-Typ geht das Lager von Hand abzuziehen nach dem ersten lösenden Schlag mit dem Hämmerchen,
    oder wie bei dieser Welle mit den strammsitzenden Blechringen, mußte ich mit Dorn und Hammer ordentlich den Lagerring gegen die Staubkappe
    antreiben. Wer grad einen Abzieher mit langen Armen hat kann das sicher eleganter lösen. Diese Blechringe sind an ihrem Sitz unterschiedlich
    und scheinen deshalb auch wieder eine Montagereigenfolge zu haben.


    Vor dem Ausbau der Hülsen sollte man deren vorherige Höhen messen - oder die Tabelle nach Baujahr/Motor/Getriebe gerockt haben.
    Mir gefiel das Messen der vorne und hinten unterschiedlichen Werte besser.


    Zum Ausbau der Hülse gibt es zwei mir bekannte Wege:
    Mit dem Meißel von drei Seiten schräg in die Hülse rein und austreiben, oder durchbohren und mit einem "Knebel" und Hebel herausziehen.
    Da das Material sehr weich ist, hatte der Meißel zwar guten Halt gefunden, zog aber nicht an der Hülse sondern spante mit jedem Schlag nur ab.
    Also doch fix durchgebohrt, Dorn eingeschoben und mit Meißel die Hülse zur Welle hin abgekeilt. Man muß da ein bisschen hinsehen, ob sich auch
    was tut - oder nur die Alu-Welle nachgibt und der Flansch sich schiefzieht! Gefühl und ggf. Temperatur einsetzen.


    Alt raus, neu rein. Zuvor Welle erhitzt und die Hülsen im Eisfach gehabt - aber stramm reinzuschieben geht dann da trotzdem nix.
    Die Hülsen mußten mit einer übersitzenden großen Nuß dennoch herzhaft eingetrieben werden.
    Messen nicht vergessen (Komisch - dreimal gehämmert - immernoch zu tief 8| )!




    Wenn die Hardyscheibe schonmal raus ist, kommt der Getriebhalter auch neu.
    Ich habe kein Bild davon gemacht, aber ein Blick auf die Gummitülle des Automatik-Wählhebels macht Sinn.
    Wenn der Hebel schlackert, so war es bei mir und auch schon in einem weiteren Thema eröffnet worden,
    kann das an der verschlissenen oder verschwundenen Führungstülle (weiß grad nicht das Mercedeswort dafür) liegen.
    Wenn der Cent-Artikel nicht im Voraus beschafft wurde kann im Fall der Fälle auch mit Kabelbinder und Spritschlauch eine Reparatur erfolgen.


    Die Klemmutter hat hier Schlüsselweite 46, die Welle nur 41.
    Wer nicht an die großen Schlüssel herankommt (Preise zw. 20 und 40 Euro) kann sich 12,-Baumarkt-Engländer zurechtflexen.
    Das geht so gut, weil das "irgendwie Metall" ist und kein besonderer Werzeugstahl.


    Mutter sitzt fest, muß zum Gängigmachen und Reinigen des Gewindes herunter. Ggf. hilft die Flamme zum Lösen.
    07 Klemmstück.jpg


    Nachdem die Wellenteile wieder schön sind, gemäß Markierung wieder zusammenstecken - und die Klemmutter noch nicht festziehen.
    Nun wird die Welle mit Hardyscheiben komplett verschraubt (unter Beachtung der Vorgaben bei mit/ ohne Schwingungsdämpfer etc.)
    - und in der quasi "Endlage" der Welle folgt in den Langlöchern des Tunnels die soweit möglich gummisitzmäßige zug-/druckfreie
    Verschaubung des Mittellagers und abschließend der Klemmutter.


    Fährt sich wieder gleitend. Hat sich gelohnt.