Ich habe vor kurzem einen 120A-Generator generalüberholt und möchte hier ein paar Arbeitsschritte und Tipps zur Verfügung stellen. Ich habe es leider versäumt, Bilder von der ganzen Aktion zu machen. Aber für halbwegs talentierte Schrauber ist die Anleitung vor dem Werkstück selbsterklärend.
Obacht:
Ich kann keine Garantie für die Vollständigkeit geben. Außerdem weise ich darauf hin, dass jeder „Nachmacher“ selbst für sein Tun verantwortlich ist!
Der genannte Generator hat keinen Freilauf! Falls Ihr eine LiMa mit Freilauf zerlegen wollt, braucht ihr ein Sonderwerkzeug oder einen passenden Vielzahn für die Welle.
1. Ausbau des Generators (M102)
- Zündschlüssel abziehen und aus dem Fahrzeug nehmen!!!
- Pluspol der Batterie abklemmen!!!
- Demontage der Leitungen am Generator (SW13, SW8)
- Kabel beiseite legen
- Lösen des Riemenspanners (SW19), ggf. vorher Lüfterschacht und Ventilator demontieren.
- Entspannen des Keilrippenriemens (SW13)
- Demontage der oberen Generatorbefestigung (SW17)
- Demontage der unteren Generatorbefestigungsmutter (SW17)
- Abnahme des Keilrippenriemens vom Generator, Riemen zur Fahrerseite schieben. Dabei den Generator vor dem Abkippen über die verbliebene untere Befestigungsschraube sichern.
- Generator langsam ablassen, untere Befestigungsschraube entnehmen
- Generator herausnehmen
2. Generator zerlegen
- Generator mit Gehäuseanguss sanft aber bestimmt in den Schraubstock spannen (Aluklemmbacken!)
- Plastikabdeckung Rückseite demontieren (3x Kreuzschlitz)
- Demontage des Reglers (2x Kreuzschlitz)
- Zentralmutter lösen (Druckluftschrauber, SW22), Riemenlaufscheibe abnehmen
- Demontage der Gehäuseschrauben (4x SW8/Kreuzschlitz)
- Beide Gehäusehälften vor dem Trennen zueinander markieren!
- Aufhebeln des Gehäuses mit zwei breiten, gegenüberliegend angesetzten Schlitzschraubendrehern, Gehäuse trennen
- Entnahme des Kunststoffkorbs des kleinen Lagers
- Abziehen des kleinen Lagers mit handelsüblichem Dreiklauenabzieher
- Läufergehäuse auf Schraubstock auflegen, Welle mit Schleifring muss nach unten frei hängen
- Druckplatte des großen Lagers lösen (4x Kreuzschlitz-Senkkopf – die sitzen gern fest eingebacken. Kann man ausbohren und neu bestücken: M4x25)
- Gehäuse rund um das große Lager erwärmen (Heißluftgebläse)
- Läufer mit Schonhammer vorsichtig nach unten aus dem Gehäuse treiben, Läufer gegen Absturz sichern! Zwischenhülse nicht verlieren!
- Großes Lager mit handelsüblichem Dreiklauenabzieher abziehen. Ggf. ist es nötig, eine Lamelle des Lüfterrads dafür umzubiegen.
- Schleifringdemontage:
i. Lötfahnen möglichst achsennah mit scharfem Saitenschneider komplett trennen, vorsichtig nach außen biegen
ii. Schleifringeinheit vorsichtig von unten mit breitem Schlitzschraubendreher vom Läufer abhebeln
iii. Kupferdrähte von den Lötfahnen entlöten, Drähte nicht abbrechen oder kürzen!!!
3. Generator reinigen
- Keine scharfen Lösungs- oder Reinigungsmittel verwenden!!!
- Petroleum oder Diesel bzw. Spülmittellösungen mit heißem Wasser und weiche Bürste verwenden.
- Wenn alle schmierigen Verschmutzungen entfernt sind, kann ein Ultraschallbad mit Spülmittellösung oder leichter Essiglösung helfen, hartnäckige Verkrustungen zu entfernen.
- Lagersitze auf Ablagerungen überprüfen, ggf. mit feinem Schleifvlies vorsichtig überarbeiten.
4. Neuaufbau
- Neuen Schleifring aufschieben, ggf. mit Schonhammer und Holzklötzchen (stirnseitig anlegen) in den Sitz treiben
- Kupferdrähte an bzw. in die Fahnen der neuen Schleifringeinheit löten
- Druckplatte für großes Lager aufschieben
- Großes Kugellager erhitzen, auf gekühlten Läufer aufbringen. Geeignetes Treibwerkzeug (Lagerinnenring!) bereithalten, Lager nicht verkanten!
- Kleines Kugellager erhitzen, auf gekühlten Läufer (Schleifringseitig) aufbringen. Geeignetes Treibwerkzeug (Lagerinnenring!) bereithalten, Lager nicht verkanten!
- Neuen(!) Lagerschutzkorb in den Sitz im Spulengehäuse einstecken
- Läufer mit großem Lager vorsichtig in dessen Sitz im Gehäuse einführen, nicht verkanten. Ggf. Gehäuse erhitzen und Lager kühlen.
- Schutzplatte gegen Gehäuse befestigen
- Gehäuse handfest ineinander schieben (Markierungen beachten!)
- Gehäuse über Kreuz verschrauben
- Neuen Regler einbauen
- Plastikabdeckung Rückseite anbringen
- Zwischenhülse am großen Lager erhitzen, auf Welle auftreiben
- Riemenlaufscheibe montieren
5. Funktionstest
- Benötigtes Material:
i. 12V-Autobatterie
ii. Überbrückungskabel
iii. 12V-Prüflampe
iv. Multimeter
v. Bohrmaschine (>1000 U/min) mit passendem Einsatz für 22er Mutter
vi. Schraubstock
- Generator mit Riemenlaufscheibe nach vorne per Gehäuseanguss in den Schraubstock spannen
- Ü-Kabel schwarz: Schraubstock an Batterie-Minus
- Ü-Kabel rot: Generator B+ an Batterie-Plus
- Prüflampe: Generator B+ an Generator D+ (muss leuchten!)
- Multimeter: Batteriespannung in Volt messen
- Mit Bohrmaschine den Generator via Zentralmutter in korrekter Drehrichtung (bei mir Rechtslauf) antreiben.
- Bei steigender Drehzahl muss die Prüflampe erlöschen (simuliert die Kontrollleuchte im KI) und der Drehwiderstand steigen (Erregerfeld aufgebaut)
- Zeitgleich muss die gemessene Spannung am Multimeter dem Ladestrom-Soll der LiMa entsprechen. (Bei mir 14,5V)
- Diese Anleitung gibt’s auch als Video bei Youtube („ausgebaute Lichtmaschine im Schraubstock testen“ – oder so ähnlich…)
6. Einbau des generalüberholten Generators in umgekehrter Reihenfolge wie Einbau.
Wenn man wie ich zusätzlich noch deutlich dickere Kabel installiert, empfiehlt es sich, die Batterie erst einzubauen, wenn die Leitungen angeschlossen sind. Außerdem ist es ratsam, alle erreichbaren Kontakte gleich dick mit Batteriepolfett zu behandeln. Wo nix korrodiert, steigt auch der elektrische Widerstand nicht unnötig an. Batterie in jedem Fall erst nach fertiger Installation des Generators an die Pole klemmen!!!
Alle Ersatzteile für die LiMa habe ich im LiMa-Shop bezogen.
Viel Spaß und Erfolg!!