Mein E320, Bj. 93 MoPf2 aus den USA

  • Nachdem ich mich schon in der entsprechenden Rubrik vorgestellt habe (Vorstellung ), nun an dieser Stelle einige Informationen zum Fahrzeug und wie es in meine Hände kam. Aber zunächst ein paar Details vorab:

    • Mein erstes 124er Cabrio habe ich im Frühjahr 1992 in Stuttgart auf der Strasse gesehen und seit dem nie mehr vergessen ...
    • 1993 habe ich im Werk Sindelfingen mein 2. Praktikum absolviert und hatte aus dem Fenster immer den Blick auf ein malachit-farbenes Cabrio mit beiger Innenausstattung und braunem Vedeck.
    • Den Weg in die Kantine habe ich immer durch die Halle 36/5 (wenn ich die Bezeichnung richtig erinnere) gewählt. Hier wurden auf einem separaten Band die Coupés und Cabriolets montiert.
    • Mein "krönender" Abschluss des Praktikums Anfang 1994 war ein Crash im Versuch: ein US-Cabrio, das so direkt vom Band kam und im Rahmen der Homologation an die Wand gefahren wurde.
    • Ich hatte immer wieder tageweise Zugang zum 124er, aber erst im Jahr 2010 klappte es (nach dem Ausstieg beim Daimler) mit meinem ersten Final Edition. Das passte aber so gar nicht in die damalige Lebenssituation und musste, da ein Karmann Ghia als Spassauto auch noch da war, dann leider wieder weg.

    Meine Farbfavoriten war immer aussen dunkel und innen hell (so der typisch amerikanische Geschmack ...z.B. 040, 904), aber auch das malachit ist einfach eine sehr schöne Farbe (hat mein Schwager nun mit innen beige als R129) oder auch silber/blau.
    Es ist letztlich ein 124.066 in 040/265 mit schwarzem Verdeck geworden:

    • E320
    • Produktion August 1993, ist also einer der ersten Mopf-2-Fahrzeuge
    • Auslieferung am 30.09.1993 in Portland, Oregon
    • typische amerik. Ausstattung: 4-Gang-Automatik, Tempomat, Grünkeil-WSS, Scheinwerferwaschanlage, Klimaautomatik, e-Sitze mit Memory links, Leder, Telefonvorrüstung mit e-Antenne, Aktiv-Bass-System, CD-Wechsler-Vorrüstung, 6,5J-8-Lochfelgen mit 195er Reifen, Windschott
    • Aber leider keine Sitzheizung, die gab es offensichtlich erst etwas später als Serie.
    • Aber noch mit beiger Kofferraumauskleidung und ohne Befestigung für das Windschott (vor MoPf-2).
    • Evtl. noch ohne Wasserbasislack, aber das habe ich noch nicht ganz herausfinden können.

    Ich habe den Wagen über Autotrader in Portland, Orego, entdeckt und bin mit dem Händler sofort in Kontakt getreten:

    • Der Wagen kam aus einer Erbmasse und wurde im Rahmen eines Pickup-Verkaufs in Zahlung genommen
    • 2 Vorbesitzer, wobei der erste Besitzer den Wagen bis 201 gefahren und dann verkauft hat. Der 2. Besitzer ist gerade einmal 5.000 Meilen gefahren und dann in 2011 verstorben ist.
    • Seitdem stand der Wagen trocken.
    • kontinuierlich scheckheftgepflegt, div. Neuteile (Verdecksteuergerät, Tempomat-Steuergerät, ATA, Zylinderkopfdichtung, ...)
    • Alles sah sehr gut aus - und der Preis war heiss! Gerade noch 4-stellig!

    Der Verkäufer hat den Wagen für einen Tag zu einer von mir ausgesuchten unabhängigen freien Mercedes-Werkstatt gebracht, wo ich mit dem Mechaniker rd. 1,5 Stunden telefonisch um und unter das Fahrzeug gekrochen bin. Auch danach war alles noch sehr gut! Der Mechaniker bestätigte mir mehrfach den guten Zustand.


    Ich habe gekauft!
    Über Rinkens habe ich die Abholung organisiert (incl. Treuhandservice) und der Wagen machte sich Ende Februar auf den Weg nach Oakland (bei San Francisco), wo der nächste häufig angefahrene Containerhafen ist. Dort wurde der Wagen in einen Container gesteckt und ging Mitte März auf die Reise nach Bremerhaven, die ich mittels Marinefinder täglich verfolgen konnte. 4 Wochen später wagen das Auto in Bremerhaven, wurde dort verzollt und kam am 26. April im Schneeregen bei uns in Leonberg an.
    Auch hier noch: alles gut!
    Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, wie ich um das Auto geschlichen bin und mir ALLES angeschaut habe. Es war, trotz der verschiedenen ausgetauschten HR-Bilder und der telefonischen Besichtigung, die ich gemacht habe, eine "Katze im Sack"!
    Aber auch hier wieder: alles gut!
    Und dann habe ich angefangen:

    • Grundreinigung innen (ALLES `raus und wischen, waschen und saugen - das ist mir immer sehr wichtig, erst dann wird mein Auto "meins")
    • Umbau auf EU (Scheinwerfer, Rückleuchten, Blinker, Heckblende, ...)
    • Lackierung Heckblende und Abdeckungen untern Scheinwerfer wg. Steinschlag in 040
    • Einbau einer original abnehmbaren nagelneuen ORIS-AHK (ich bin Jollensegler und benötige im Sommer ab und an eine AHK) mit originaler Abdeckung, so dass diese kaum zu sehen ist
    • Tacho auf km (Ach so: der Wagen hatte rd. 91.000 Meilen, also 146.000 km ´runter)
    • Einbau eines KLR, den ich neu und sehr günstig erstehen konnte
    • Einbau Cascade Pro
    • neue Lautsprecher vorn (Rainbow)
    • Umbau europäische Abdeckungen unter dem Armaturenbrett (die amerikanischen sind sehr klobig)
    • Hohlraumversiegelung

    Alle Teile habe ich sukzessive im Internet erstanden, nachdem ich im Februar gekauft habe.
    Und auch hier wieder: alles sehr gut.
    Ich habe lediglich an einer Stelle am hinteren Rücklicht rechts etwas verdeckten Oberflächenrost gefunden, da der Rahmen direkt am Blech anlag. Selbst das Verdeck ist noch in einem tadellosen, fast neuwertigen Zustand. Offensichtlich wurde es selten geöffnet und der Wagen stand immer in der Garage!


    Einzig, was vom Händler "versteckt" wurde: er hat die linke äußere Sitzwange ge-"detailled", also lackiert und von dieser Stelle kein Photo genommen. Der Mechaniker in der Werkstatt sagte mir etwas davon am Telefon, aber ich hatte eine andere Stelle im Auge. Dieser Lack ist gummiartig schnell wieder ab gegangen, aber das Leder ist nicht durch, wie bei vielen anderen Sitzwangen. Dieses Stück werde ich jetzt über den Winter austauschen.
    Der TÜV (§21) war gar kein Problem und so habe ich den Wagen Ende Juni 2016 auf Saisonkennzeichen angemeldet und genieße!
    Was ist noch zu machen:

    • Austausch der Wange (s.o.)
    • Einbau Sitzheizung (gute Heizmatten mit Kabel und Relais habe ich bereits erstanden) - hier suche ich noch einen Sattler, der die Matten zu einem fairen Preis austauscht, die Bezüge sind schon abgenommen.
    • Das Aktiv-Bass-System läuft noch nicht. Wurde offensichtlich vom verstorbenen Vorbesitzer im Rahmen eines fiesen LED-Radio-Einbaus abgeklemmt. Der Verstärker ist aber in Ordnung. Da muss ich noch in Ruhe `ran.
    • Ich werde ihn auf 205er-Reifen stellen und suche noch zwei aufarbeitbare 7J-ET41-Felgen (124 401 13 02) - wenn also jemand noch etwas liegen hat.
    • Die Verkleidungen der (elektrischen Sitzschienen) am Fahrersitz sind spröde und tw. bereits zerbrochen. Wenn auch hier evtl. noch jemand etwas in beige liegen hat?

    Wenn ich zurückblicke:

    • Es lief alles gut.
    • Ich würde alles so mit allen involvierten Partnern wieder machen.
    • Sicherlich habe ich auch das notwendige Maß an Glück gehabt!
    • Und ohne Sprachkenntnisse geht es nicht! (Ich habe einmal 9 Monate in den USA gelebt und u.a. in einer Autowerkstatt gearbeitet)
    • Warum USA? Einmal war es sicherlich das "Finden" und alles organisieren, was mich reizt (Im Sinne: einmal!). Aber auch wirtschaftlich hat es sich gelohnt. Ich denke, dass ich gegenüber einem deutschen Auto (trotz USA-Nachteil - warum eigentlich? Nur wegen des kürzeren Getriebes und des "normalen" Fahrwerks?!?) rd. 20 - 30% sparen konnte.
    • Und ein solches Fahrzeug in dem Zustand ist hier eigentlich nicht zu finden, und wenn, dann werden diese, so meine Erfahrung, sehr viel teurer angeboten. Dann wäre der Preisvorteil nochmals etwas höher!

    Aber jetzt, das entnehme ich den verschiedenen anderen Posts: Bilder!
    Bilder nach der Zulassung habe ich (noch) nicht, die werde ich in diesem Jahr nachreichen!



    Grüße,


    Matthias

  • Hallo,


    tolle Story und tolles Auto ! Ein Fahrzeug in dem Zustand findet man tatsächlich nicht alle Tage, und das Geld wirst Du auch immer wieder kriegen. Neben dem spürbaren Anstieg der Preise bei der BR129, werden die A124 in absehbarer Zeit diesem in Nichts nachstehen.


    Aber abgesehen vom Geld ist es wirklich ein bemerkenswertes, schönes Auto. Halt den fest, sowas gibt`s nicht täglich ;)


    Gruss,


    Hajo


    P.S. Die US-Blinker hätte ich an dem Fahrzeug gelassen. Passt imho vorzüglich zum 040